Faszination Buddhismus

Faszination Buddhismus

Immer wieder treffen wir bei unseren Unternehmungen auf Mönche. In Ihren typischen orangenen Gewändern leuchten sie bereits aus der Ferne und stechen aus der bunten, leicht bekleideten Masse heraus. Orange gilt im Buddhismus als Farbe der höchsten Erleuchtung und der Weisheit, als Farbe der Ergebenheit und der Askese. Immer wenn wir Mönchen begegnen, lächeln sie freundlich und freuen sich, ebenso wie alle anderen, unsere Kinder zu sehen. Ich bin ihnen gegenüber ebenfalls freundlich, spüre aber auch eine gewisse Unsicherheit: Muss ich mich eigentlich in der Nähe eines Mönches speziell verhalten, darf ich ihn einfach anquatschen oder ihm eine Frage stellen? Darf ich ihn gefesselt anschauen. Sie wirken irgendwie magisch auf mich. Die kahlgeschorenen Köpfe, das Gewand und die Vorstellung, dass sie sich komplett Lehre Buddhas zugewandt haben. Haare gelten im Buddhismus als ein Ausdruck der Schönheit und der Eitelkeit der Menschen im weltlichen Leben. Wer auf seine Haare verzichtet, zeigt damit, dass er keinen Wert mehr auf weltliche Dinge legt. Er kehrt dieser Welt den Rücken und widmet sich ganz seinem Glauben.

Ungefähr 94% der thailändischen Bevölkerung sind Theravada Buddhisten. Buddhismus betont Respekt und Freundlichkeit aber auch Toleranz. Die Thais besuchen regelmäßig ihre Tempel um zu beten und spenden. Sie suchen hier Ruhe und neue Kraft. Buddha wird nicht nur als Vorbild betrachtet, sondern auch als eine geistig wirkende Kraft aus dem Jenseits. Doch nicht nur Buddha sondern auch die Seelen von verstorbenen Geistlichen oder früheren Königen werden im Gebet angerufen. Für die Thais ist ein angenehmes, gutes und ein ausgeglichenes Leben von Bedeutung. So ergänzen sich Glaube und Mentalität, da Buddhas Lehren nicht im Gegensatz zu Körper und Geist der Menschen stehen. Die religiöse Lehre aus dem 5 Jahrhundert v. Ch. war ursprünglich eher als Philosophie und seelisches Heilverfahren zu betrachten. Erst später wurde der Buddhistische Glaube eine Religion. Buddha selbst sah sich weder als Gott noch als Überbringer der Lehre eines Gottes, sondern seine Lehre entspringt der Erkenntnis zum Verständnis der Natur aller Dinge und des eigenen Geistes. Auch warnte er vor blinder Autoritätsgläubigkeit und hob dadurch die Selbstverantwortung (Autonomie) des Menschen hervor. Das Leben ist nach buddhistischer Ansicht mit einer Münze vergleichbar: Die eine Seite ist Samsara – die relative weltliche Sicht -, die andere ist das Nirwana – die absolute überweltliche Sicht -. Beide Seiten sind dabei untrennbar miteinander verbunden.

Das Nirwana ist das buddhistische Endziel, der Austritt aus dem Samsara, dem Kreislauf des Leidens und der Wiedergeburten (Reinkarnation) durch ein Erwachen (Bodhi) verbunden mit dem verschwinden irdischer Faktoren wie Gier und Hass. Nirwana wird erreicht durch das Loslassen von allen an einer Welt haftenden Bedingungen. Somit ist Nirwana ein Geisteszustand der nicht etwa erst mit dem Tod erreicht werden kann, sondern auch durch richtige mentale und spirituelle Entwicklung bereits während des Lebens.

Je mehr ich über den Buddhismus erfahre, desto stärker fasziniert er mich. Vor allem aber das Leben der Mönche hier.

Der Wohnort der Mönche ist der Wat, also die Tempelanlage. Ein Wat ist in zwei Hauptbezirke unterteilt: der Wohnbereich der Mönche und der religiöse Bereich mit seinen Kultbauten. Den Wohnbereich bezeichnet man als Sangha, er kann je nach Größe des Klosters, aus einem oder mehreren Gebäuden bestehen. Außer der Wohnung des Abtes, dem Oberhaupt des Wat, sind alle Wohnungen schmucklos. Die jüngsten Mönche (Bikkhu) leben meistens in Gemeinschaftsunterkünften, ältere Mönche haben oft ein eigenes Zimmer, das auch als Meditationszelle (Kuti) bezeichnet wird. Die Halle (Sala) im Wohnbereich dient zugleich als Speiseraum, als Gebetshalle und als Unterrichtsraum, in der der Mönchslehrer die Tempeljungen Lesen und Schreiben lehrt. Hier befindet sich auch eine Küche.

Nach der so genannten Ordination ist ein junger Mann zum Mönch geworden und muss sich nun anderen Regeln unterwerfen. Er muss insbesondere eine innere Ruhe finden und lernen unterwürfig sein zu können. Bescheidenheit und Zurückhaltung sind die zu erlernenden Tugenden. Spätestens am zweiten Tag, nach der Ordination, muss ein Mönch ausziehen, um Almosen zu empfangen. Es ist seine Pflicht, dies zu tun. Die Thailänder bezeichnen diese Tätigkeit als Prot Sat, wörtlich übersetzt: „Barmherzigkeit den Kreaturen erweisen“. Die Gläubigen (Kreaturen) haben durch die Abgabe von Essen und Geschenken die Möglichkeit, Verdienst zu erwerben. Der Mönch nimmt die Rolle eines Priesters an, der durch die Annahme der Almosen diesen Verdienst ermöglicht. So muss der Spender dem Mönch seinen Dank mit einem Wai aussprechen, dass er seine Gaben annimmt. Es ist nicht umgekehrt, wie man meinen könnte, nicht der Mönch muss sich bedanken. So erhalten die Mönche den größten Teil ihres Essens nur durch diese Almosen.

Wir haben das hier und da beobachten können. Die Mönche stehen dann früh morgens vor einer typischen Garküche. Sie stehen einfach nur da, mit einem schmuckvollen Almosengefäß in der Hand und warten. In der Küche wird es dann etwas hektisch, für die Besitzer der Küche ist es eine Ehre, dass ein Mönch bei ihnen nach Almosen fragt. Die Spender dürfen, als Zeichen des Respekts, bei der Übergabe der Spenden keine Fußbekleidung tragen. Gemäß den buddhistischen Regeln darf ein Mönch keine Speisen oder andere Gaben nehmen, wenn sie nicht von jemanden überreicht oder angeboten werden. Der Spender sollte nicht den Kopf eines Mönches überragen, sondern sich tiefer verbeugen. Dies ist eine Geste der Achtung. Für einen Thai ist der Kopf mit seiner Persönlichkeit identisch und damit tabu. Wer seinen Kopf berührt, so der Glaube, schwächt sein Glück und seine Gesundheit. Zudem kann es eine Beleidigung sein. Frauen dürfen den Mönch nicht berühren. Reis kann mit einem Löffel oder einfach ins Almosengefäß der Mönche gegeben werden, ohne dieses zu berühren. Für einen Mönch stellt es eine Sünde dar, während seines Zölibats willentlich oder unwillentlich den Körper einer Frau zu berühren. Nach der Rückkehr zum Wat nehmen die Mönche gemeinsam das Essen ein.

Vier erforderlichen Dinge braucht ein Mönch: Nahrung, Kleidung, Unterkunft und Medizin. Buddha erlaubte es den Mönchen bestimmte Bedarfsgegenstände zu besitzen, wie u.a. Nähnadeln, Rasiermesser, Werkzeug, usw. In der heutigen Zeit sind auch Stifte, Uhr, Taschenlampe, Bücher, elektronische Geräte, wie z.B. Handys erlaubt. Es ist irgendwie ein seltsames Bild, einen Mönch in seiner traditionellen Kleidung mit einem Handy zu sehen. Aber auch das gehört inzwischen fest zum Bild. Der Glaube bleibt traditionell, die Technik passt sich dem Zeitalter an.

Gelernt habe ich, dass ich grundsätzlich nichts falsch machen kann, wenn ich einem Mönch begegne, sofern ich mich an die hiesigen Verhaltensregeln halte. Dazu gehört, viel zu lächeln. Denn lächeln gehört hier zu den Grundpfeilern der Kultur. Es ist wichtig zu wissen, dass ein Mönch keine Frauen berühren darf. Sitzt man also gemeinsam im Bus oder in der Bahn, sollte der Platz zwischen dem Mönch und einer Frau frei bleiben.

Für zuhause hier noch 10 Buddha-Weisheiten für ein glücklicheres Leben

  1. Glück wird niemals weniger, wenn man es teilt.
  2. Das Herz kennt den Weg.
  3. Es ist besser, gut zu reisen, als anzukommen.
  4. Sieh in dein Herz, folge deiner Natur.
  5. Lasse deine Fehler und Sorgen hinter dir zurück. Schleppe sie nicht mit dir herum.
  6. Verlieren kann man nur das, woran man sich klammert.
  7. Wenn wir uns in die richtige Richtung wenden, dann müssen wir nur noch losgehen.
  8. Erfülle deinen Geist mit Mitgefühl.
  9. Gib es auf zu gewinnen und zu verlieren – und finde das Glück.
  10. Einen falschen Freund muss man mehr fürchten als ein wildes Tier; ein wildes Tier verletzt vielleicht deinen Körper, doch ein falscher Freund verletzt deinen Geist.

Morgen berichte ich von den Märkten in Thailand. Bis bald.

There is 4 comments

  1. Kommt was an aus der buddhistischen Hochburg Borkum.
    PS: Habe mir einen orangen Bikini gekauft…

  2. Jetzt komme ich! Frank hat „under Cover“ geantwortet! Ich habe tatsächlich einen orangenen Bikini hier auf Borkum erworben, aber das war reiner Zufall! Bin über deinen Beitrag über den Buddhismus vollends entzückt und würde gerne deine Fazination Vorort mi dir teilen! Echt ergreifend! Noch viele erleuchtende Tage und Stunden euch allen und viele liebe Grüße von der Insel, gamz unerleuchteter Weise! Gerda🙏😊 PS. Vielleicht ist das mit dem Bikini ja ein Zeichen…😳????

    1. Liebe Gerda, ich hatte mich in der Tat etwas über „Deinen“ Kommentar gewundert. Weiß ich doch, dass Dich der Buddhismus ebenso fasziniert… . Jetzt lache ich mich schlapp. Ich verstehe es richtig, dass Frank sich den orangenen Bikini gekauft hat 😉 😉 ;-).

    2. So, da bin ich noch mal. Das war sicher ein Zeichen – ich sollte ich mir auch etwas orangenes kaufen – in der Hoffnung, dass die innere Ruhe auch zuhause im gewohnten Chaos noch anhält. Wir fahren später noch zu einem Tempel in dem ein mumifizierter Mönch zu sehen ist. Er ist vor über 30 Jahren während der Meditation gestorben und sitzt heute noch mumifiziert genau so da. Ich bin gespannt und werde berichten. Ich drück Dich – bis bald.

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