Wir haben eine neue Bleibe gefunden – Juhu. In der vergangenen Woche haben wir viele Touren mit dem Roller unternommen um uns so einige Unterkünfte anzuschauen. Einzelne hatten wir im Internet angeschaut und sind entsprechend informiert dort vorbeigefahren. Andere haben wir spontan entdeckt. Es waren Unterkünfte jeder Art dabei: Häuser, die man wöchentlich und monatlich mieten kann, Wohnungen im „Alpenvorland“ von Koh Samui mit herrlich weitem Blick über die Insel und das Meer, einfache Hotelzimmer, luxuriösere Hotelzimmer, Appartements umgeben von Palmengärten in denen man Koh Samuis altes „Hippi-Feeling“ noch spüren konnte. Es war wirklich alles dabei. Immer trafen wir, wie gewohnt, auf nette, freundliche und hilfsbereite Menschen, die uns, auch bei spontanen Stopps, ihre Unterkünfte gerne zeigten. So vergingen die Tage und wir lernten viele Straßen von Koh Samui kennen, die wir sonst wahrscheinlich nie gefahren wären. Dennoch – keine Unterkunft hatte bisher unser Herz erobert. Entweder war sie unserem derzeitigen Hotel zu ähnlich oder die nähere Umgebung sagte uns nicht so zu oder das Preis-Leistungsverhältnis hat für uns nicht gepasst. Irgendwann, auf dem Rückweg einer unserer vielen Besichtigungen, mit meckernden Kindern auf dem Roller, die uns immerfort lautstark mitteilen, dass sie keinen Bock mehr hätten noch mehr doofe Hotels anzuschauen, außerdem hätten sie Hunger und Durst und wollten ein Eis, passierte es. Wir fuhren an einem eigentlich unscheinbar wirkenden, großen Stein vorbei auf dem mit geschwungenen Buchstaben „Tamarind Springs“ stand. Obwohl wir eigentlich genervt waren und auch die Kinder von der Qual der Hotelsuche befreien wollten, bogen wir trotzdem in die schmale Schotterstraße ein. Der Weg führte uns an eine kleine Rezeption. Dirk fragte, ob noch etwas im gesuchten Zeitraum frei wäre. Und tatsächlich!
Die nette Dame machte sich mit uns auf den Weg zu einem freien Häuschen, dass wir, in der Zeit die wir angefragt hatten, mieten könnten. Wir wunderten uns, warum sie keinen Schlüssel mitnahm, aber das kläre sich nach einem kleinen Fußmarsch durch den hiesigen Wald auf: Wir standen vor einem komplett offenen Holzhaus mitten im Dschungel. Unfassbar. Unsere Kinder nörgelten nicht mehr und wir wussten sofort, genau das sollte unsere Unterkunft für die nächsten fünf Tage sein.
Gesagt, getan. Wir mieteten die „Banyan Suite“ auf dem Anwesen „Tamarind Springs“ Ein zweistöckiges, offenes Holzhaus mit Blick über Kokospalmen-Haine in die eine Richtung und in die tropische Gartenanlage auf der anderen Seite. Ob im oberen oder unteren Teil des Hauses, es gab keine Fenster und keine Tür – es war einfach alles offen. Wie bei traditionellen Thai-Häusern üblich, ist alles mit Terrakotta-Fliesen ausgelegt. Der Wohnraum im Erdgeschoss auf drei Seiten völlig offen, man geht nahtlos von der Küche oder vom Wohnzimmer in den Garten. Einzigartig ist das Open-Air-Bad in der oberen Etage: es wurde um den Wurzelstock und Stamm eines riesigen Ficus-Baumes konstruiert! So etwas hatten wir noch nie gesehen. Ein Bad im Freien mit der Dusche zwischen riesigen Felsen und einem übergroßen Baumstamm. Der Ficus-Baum ist so gewaltig, dass ich ihn mit Worten kaum beschreiben kann. Die Eichenbäume im Garten meiner Nachbarin zuhause wirken dagegen wie Spielzeugbäumchen.
Jetzt hatte uns das geliebte Abenteuer erneut wieder. Ein offenes Haus im Dschungel – toll! Schnell waren unsere Rucksäcke gepackt. Der Abschied von unserem Traumhotel fiel uns nicht schwer. Wir hatten die letzten Tage ausgiebig am Pool und am hoteleigenen Strand genutzt. Schultern, Bäuche, Arme und Beine waren entsprechend gefärbt – erst schmerzhaft rot, später urlaubsbraun. Die neue Bleibe im Schatten dieser riesigen Bäume wird uns gut bekommen. Unser Häuschen ist vom alten Hotel circa 20 Minuten Fahrzeit mit dem Roller entfernt. Der Umzug ist also recht schnell gemacht. Wir hatten an unseren letzten Tagen im Hotel eine super nette Familie kennengelernt. Unsere Kinder verstanden sich auf Anhieb großartig. Auf die Kinder ist Verlass, denn sie suchen sich (erfahrungsgemäß) meistens Spielkameraden mit richtig netten Eltern aus. Es passte also auch bei uns Erwachsenen, denn auch wir waren uns auf Anhieb sympathisch. So erledigten die Männer mit ihren Motorrollern den Umzug und wir Mädels gingen in der Zeit mit unseren hungrigen Kindern am Strand etwas essen. Nach dem gelungenen Rucksack-Umzug hörte ich unseren fleißigen Helfer sagen:“ Bei Euch ist es ja wie bei Tarzan und Jane.“. Herrlich! Wir lachten laut los! Treffender hätte man es nicht formulieren können – vielleicht fehlen ein paar Lianen. Den Rest des Tages verbrachten wir gemeinsam am Strand, bevor wir uns dann abends verabschiedeten und uns auf den Weg zu unserer neuen Unterkunft machten. Es war kein spektakulärer Abschied, wir wussten, dass wir trotz nun getrennter Herbergen, noch etwas Zeit zusammen verbringen wollen.
Nun, nachdem wir vier an unserem Holzhaus angekommen waren, war die Freude über unsere neue Bleibe ungebrochen. Die Kinder rannten wild die Treppen rauf und runter, flitzen durch die nicht vorhandenen Türen und riefen „das ist meine Lieblingsunterkunft“. Ich möchte an dieser Stelle nicht verschweigen, dass es in diesem Urlaub schon die ein oder andere „Lieblingsunterkunft“ gab. Wir freuen uns mit ihnen und ich war froh, dass sie scheinbar weder den geliebten Pool, noch den tollen Strand vermissen würden.
Der Blick in den Kühlschrank ließ unser Herz noch mal höher schlagen: Dieser war gefüllt mit frischem Wasser, selbstgemachter Marmelade, Müsli, Eiern, selbstgebackenem Brot, Milch und Tamarinden-Saft, den ich fälschlicherweise für Apfelsaft hielt. War aber trotzdem lecker, man musste sich nur erst an den ungewohnten Geschmack gewöhnen.
Tamarinden sind die Früchte des Tamarindenbaums. Sie sind etwa 5 bis 20 cm lang, zimtfarben bis braun, im Querschnitt rund, leicht gekrümmt und brechbar. Sie haben ein kleines bisschen Ähnlichkeit mit Erdnüssen, finde ich.
Der Inhalt des Kühlschranks lies also für ein köstliches Frühstück am nächsten Morgen keine Wünsche offen. Zwar mussten wir es nun wieder selbst zubereiten, das empfanden wir aber als gelungene Abwechslung zum bisherigen Frühstücksbuffet. Die Kinder deckten voller Vorfreude den Tisch für den nächsten Morgen und dann machten wir uns auf den Weg in die obere Etage, zu unseren Betten. Jetzt merkten wir, was es eigentlich bedeutet, in einem komplett offenen Haus zu wohnen. Türen und Fenster geben ja doch schon ein Gefühl von Sicherheit. Oder ist es nur die Gewohnheit, die uns so empfinden lässt?
Die erste Herausforderung für uns alle: Die Toilette im Open-Air-Bad zu benutzen. Begleitet mit den Gedanken „sieht mich auch wirklich keiner“ oder „was, wenn hier jetzt komische Tiere an diesem riesigen Ficus-Stamm entlanglaufen, während ich auf dem Klo „festsitze“? Egal – Kopfkino ausschalten, wir haben es so gewollt. Es war alles picobello sauber, somit gab es also keinen realen Grund, sich unwohl zu fühlen. Nachdem wir dann alle diese erste Hürde gemeistert hatten und das Licht im Außen Bad somit einige Zeit an war, kam tatsächlich das ein oder andere Tier angeflattert. Alle harmlos aber für uns total ungewohnt. Zähneputzen und Waschen ging dann für den ersten Abend im Dschungel etwas schneller vonstatten… .
So, und auf dem Weg vom Bad zum Bett passierte es auch schon: Ein dicker Frosch saß auf dem glänzenden Parkettfußboden und sprang, ebenso erschrocken wie ich, die Glaswand rauf. Ich sprang zwar nicht die Glaswand rauf, aber mindestens einen Meter zurück. Frösche sind sicher harmlos, aber nicht unbedingt niedlich. Wäre es ein kleines Kätzchen gewesen, wäre ich sicher entzückt gewesen. Naja, die Froschbegegnung hatte ich gemeistert. Die Kinder fanden es cool und mein Mann sagte, „war doch nur ein kleiner Frosch, hier gibt es ja auch diese riesigen Ochsenfrösche“. Na Prost Mahlzeit – mir hatte dieses Exemplar schon gereicht. Dann hoffe ich mal, dass Thailands Ochsenfrösche nicht darauf warten mich kennenzulernen.
Die Kinder gingen brav in ihr Bett und fanden es super, die Nacht in einem riesigen Bett mit Moskitonetz zu verbringen. „Sowas habe ich mir schon immer gewünscht“, sagte unsere kleine Maus, während unser Großer zufrieden aus den Kissen strahlte und sich immer noch sicher war, es wäre auf jeden Fall seine Lieblingsunterkunft. Und dann passierte es schon wieder. Unsere Kleine rief: „Papa, was war das für ein großes Flatterding in unserem Zimmer?“. Ach du lieber Himmel, jetzt teilen wir unser offenes Holzhäuschen auch noch mit Fledermäusen…? Hängen die etwas auch noch irgendwo rum oder flattern sie nur mal kurz durch? Wir stellten fest, sie flatterten nur durch. Von mir aus! Sollen sie machen, ich verziehe mich jetzt auch in mein großes Bett mit Moskitonetz und bin mir gar nicht mehr so sicher, ob es auch noch meine Lieblingsunterkunft ist….
Die erste Nacht war, zumindest für mich, nicht so ganz erholsam. Ständig wurde ich wach, da ich meinte etwas gehört zu haben. Hält so ein Moskitonetz eigentlich Frösche davon ab ins Bett zu hüpfen? NEIN, DIANA, auch hier – kein Kopfkino. Ganz bestimmt will kein Frosch in dein Bett und auch keine Fledermaus und auch kein sonstiges Getier. Oder doch…?
Nach der nicht ganz so erholsamen ersten Nacht, freute ich mich riesig auf unser Frühstück. Frischer Kaffeeduft zog durchs Haus. Mein Mann und unser Sohn waren schon früh wach und sorgten für ein leckeres Frühstück.
Herrlich! Wir lachten darüber, dass unzählige Ameisen unsere Krümel, die unter den Frühstückstisch fielen, blitzschnell abtransportieren. Über die Ameisenstraßen, treffender gesagt „Ameisenautobahnen“ wurde alles was nun unter dem Tisch lag in den Garten geschafft: Rührei, Cornflakes, Müsli, usw. Wirklich lustig und amüsant anzusehen. Nach dem Frühstück verbrachten wir den Tag auf dem Motorroller und besuchten diverse Sehenswürdigkeiten. Als wir nachmittags zum Häuschen zurückkamen, war wieder alles blitzeblank. Keine Ameisen mehr und ein wieder aufgefüllter Kühlschrank wartet darauf von uns für das nächste Frühstück geleert zu werden. Darauf freuen wir uns. Ob die zweite Nacht besser wird? Irgendwie habe ich das Gefühl, in dieser Woche in unserem abenteuerlichen Dschungelhaus kaum ein Auge zu tun zu können. Bis zum nächsten Bericht wünscht mir bitte eine „Gute Nacht“.
Annett
6 Aug 2016Was für eine schöne Unterkunft. 👍😃 Ich müsste mich aber tatsächlich auch erst an die offene Gestaltung und die wechselnden Besucher gewöhnen. Wahrscheinlich haben letztere aber wirklich auch mehr Angst vor uns. 😄 Hat es lange gedauert sich an die neue Umgebung zu gewöhnen? Wie waren die nächsten Nächte?
Es hört sich alles toll an, ja, auch die Begegnung mit den verschiedenen Froscharten 🐸. Das macht doch alles interessanter und reizvoller.
Viel Spaß noch und schlaft gut