Die Anfahrt – unser erstes Abenteuer

Die Anfahrt – unser erstes Abenteuer

Wenn einer eine (Fern)-Reise tut, dann beginnt diese mit einem ersten Schritt. Unser erster Schritt am Tag unserer Abreise am 27.08.2022 war der, um 4 Uhr unser kuscheliges Bettchen zu verlassen. Trekking-Rucksack und Koffer waren gepackt und unser Handgepäck war ebenfalls bestes vorbereitet. Nimm mussten wir nur sehr früh starten, damit wir für alle Eventualitäten, die kommen könnten, entsprechend gerüstet sind. Wir waren im Besitz eines Rail &Fly-Tickets. Das wollten wir natürlich nutzen, wohlwissend, dass es wagemutig und nahezu gefährlich ist, so eine fantastische Reise mit der Deutschen Bahn zu starten. Da hatten wir bereits ausreichend Erfahrung sammeln können und auch schon den ein oder anderen Tropfen Angstschweiß gespürt, dass die ewigen und andauernden Verspätungen der DB und die unfassbare Unzuverlässigkeit ein echtes Nadelöhr auf dieser Reise sein kann. Daher haben wir viel Zeit eingeplant, sehr zum Unglück unserer Kinder, die sich zwar sehr auf unsere Reise freuen, es aber nicht verstehen können, dass wir soooo früh starten. Unser Flieger startet um 17:35 Uhr ab Frankfurt, warum wir also den Zug um 6:35 Uhr ab Mittenwald nehmen, ist für sie nahezu vollkommen unverständlich. Dunja, wir bleiben dabei und kommen pünktlich um 615 Uhr am Bahnhof in Mittenwald an. Alle Verbindungen haben wir noch mal geprüft und keine Änderungen, Verspätungen oder Umplanungen seitens der DB feststellen können. Müde aber überaus fröhlich und voller Vorfreude auf unsere erste Fernreise seit xxx Jahren, stehen wir nun in Mittenwald am Bahnhof und wundern uns, dass die Uhren falsch gehen. Bei uns am Bahnsteig zeugte die große Bahnhofsuhr 8:05 Uhr an, zwei Züge stand einsam, fast verlassen dort, wohne weitere Beschriftung und wenn man genau hinschaut fällt einem das Unkraut auf, welches am Bahnsteig wächst. Ein ungutes Bauchgefühl macht sich breit, irgendetwas stimmt hier nicht. Ja, was soll ich sagen – ganz genau so ist es. Irgendwann läuft eine rote Laufschrift auf den toten Anzeigetafeln, die uns mitteilt, dass es einen Schienen-Ersatzverkehr gibt, da hier zur Zeit keine Züge Starten. Na Bravo, da geht es schon wieder los, das Abenteuer Deutsche Bahn. Schneller und heftiger als gedacht, holte uns die Sorglosigkeit der DB ein. Wir fragen uns, warum stand dazu nichts in unserem Reiseplan, wir uns uns im Internet zusammengestellt hatten. Warum erfährt man so eine wichtige Sache erst, wenn man schon am Bahnsteig steht? Weiter darüber nachdenken müssen wir nicht, denn nun sind wir schon mittendrin in einem Abenteuer, welches wir eigentlich vermeiden wollten. Der Bus, der für den Schienen-Ersatzverkehr eingesetzt wird ist natürlich schon weg, der nächste fährt wieder in 60 Minuten. Somit sind alle Reservierungen auf unserer Bahnstrecke nach Frankfurt hinfällig. Nicht, dass wir sie nur teuer bezahlt hätten, nein, auch die Gefahr, dass uns die DB ohne gültige Sitzplatzreservierung nicht mitnimmt ist sehr groß. Und würde dieser Fall eintreffen, dann können wir unseren Fern-Flieger nach Doha gedanklich hinter winken und die mühsam und voller Vorfreude gepackten Koffer zuhause wieder auspacken. Nein, das darf auf keinen Fall passieren! Unser Freuen Peter, der uns nach MiIttenwald gebracht hat ist schon wieder fast im Stubaital angekommen, zudem vertritt er uns in unserem Ferienhaus und kann uns auf gar keinen Fall fahren.

Ein Taxiunternehmen ist nicht erreichbar, es ist ja noch ziemlich früh am Morgen. Bleibt uns nichts anderes übrig als den Bus zu nutzen, der in einer Stunde fährt und alle Reservierungen sausen zu lassen. Gesagt getan. Wir erreichen mit dem Bus den Zug und reservieren auf dem Weg nach München Hbf Sitzplätze in einigen weiteren Zügen von München nach Frankfurt, damit wir sicher sein können, dass die DB uns auch mitnimmt. In München wieder unfassbares Chaos: Verspätungen ohne Ende aufgrund von „fehlendem“ Personal. Wir erwischen irgendeinen ICE nach Frankfurt, für den wir mit dem Handy eine Sitzplatzreservierung durchführen konnten. Nun atmen wir erstmal durch. Es hat sich ausgezahlt, dass wir unser gemütliches Bett so früh verlassen haben, das sehen nun auch unsere Kinder ein. Zwei Stunden später als geplant kommen wir in Frankfurt an, wenn jetzt alles glatt läuft schaffen wir unseren Flieger. Einige kilometerlange Förderbänder weiter, mit sportlichen Einsätzen auf defekten Rolltreppen kommen wir dann zu unserem Check-In. Diesen haben wir zwar schon online gemacht, doch unser Gepäck müssen wir natürlich noch aufgeben. Wir surfen um die letzte Kurve um dann zu sehen, dass die absolut längste Warteschlange an unsere Airline ansteht. Von den sechs Check-In Schaltern sind exakt zwei besetzt und die Schlage der Menschen, die dort auf ihr Flüge einchecken wollen ist so lang, dass uns kurz der Time stockt. Nun gut: Ein nervöser Blick zur Anzeigetafel – unser Flug steht noch ganz unten, das heißt wir haben noch Zeit und eine realistische Chance das zu meistern. Zur Freude der Kids geht die lange Warteschlange an einer Starbucks Filiale vorbei, und da sie schon IMMER bei Starbucks am Flughafen etwas trinken wollten, können wir diesen langgehegten Wunsch nun erfüllen. Wir Erwachsenen verzichten auf diese Gaumenfreude, wir sind nach wie vor leicht nervös, ob nun alles so klappen wird, wir wir es uns wünschen. Zudem ist Starbucks für uns ein bisschen wie Amazon: Vieles spricht dafür, dass man besser darauf verzichten sollte, aber das ist eine andere Geschichte mit vielen Facetten und Argumenten, die hier sicher weder Platz noch Plattform finden werden. Also zurück zum Thema. Irgend wann haben wir es geschafft: Check-In erfolgreich. Gepäck aufgeben. Sogar die Sicherheitsschleuse in Rekordzeit durchlaufen. Genau 20 Minuten vor Boarding sitzen wir im Wartebereich von Quartar-Airlines. Wir sehen unseren Airbus mit dem wir bald nach Doha starten werden. Unsere Anspannung fällt ab, die Urlaubsvorfreude kommt mit geballter Kraft, wir haben Schmetterlinge im Bauch und freuen uns unbeschreiblich, dass diese Anreise gut ausgegangen ist. THANK YOU FOR CHOOSING DEUTSCHE BAHN – als hätten wir eine andere wähl gehabt. Nächstes Mal denken wir ernsthaft über Jim Knopf und den Hogwarts-Express nach.