Das Abenteuer hat uns zurück

Das Abenteuer hat uns zurück

Nun haben wir uns auch von Bangkok verabschiedet. Es gab noch mal eine Fahrt mit dem Wassertaxi zum Tempel mit dem riesigen, liegenden Buddha. Dabei haben wir festgestellt, dass die Wassertaxen auch nicht vorsichtiger fahren als wir es jetzt von den Bussen gewohnt waren. Die Menschen werden lautstark auf die Boote getrieben und mit schrillen Trillerpfeifen dazu gebracht sich zu beeilen. Bangkok vom Wasser aus zu sehen war wunderschön. Allerdings war es viel zu heiß für weitere Aktionen. Nach der Besichtigung des Buddhas machten wir uns wieder auf den Weg zum Hotel. Zwar hatten wir unser Zimmer schon abgegeben, aber unsere Rucksäcke waren dort noch sicher verstaut. Die Kinder konnten bei dieser Hitze ein letztes Mal plantschen. Wir nutzen nochmal den Waschraum und die Toilette. Nachdem wir alle vier unsere Rucksäcke wieder geschultert hatten, gingen wir den bekannten Weg zum Cafè 511. Dort waren wir schon an unserem Ankunftstag in Bangkok eingekehrt, bevor wir uns auf die Reise nach Chiang Mai gemacht haben. Die Besitzer erkannten uns gleich wieder, vor allem die Kinder. Sie wurden empfangen wir Popstars. Überhaupt haben wir auf der Reise das Gefühl mit kleinen Stars zu reisen. Überall werden die Kinder angefasst und in den Arm genommen. Fremde Frauen nehmen sie im Bus auf den Schoß und unglaublich oft werden sie fotografiert. Eigentlich hat man kaum eine Chance sich dagegen zu wehren. Wir kannten das schon von früheren Reisen nach Thailand, da waren die Kinder aber noch kleiner. Heute weiß ich, dass es nicht am Alter liegt. Kinder sind in Thailand überaus gerne gesehen und alle sind wirklich freundlich zu ihnen. Wenn die Kinder dann noch helle Haut und blonde Haare haben, was für die Thais etwas Besonderes ist, hat man das Gefühl mit kleinen Stars zu reisen.

Zurück zum Cafè 511: Wir bestellten zwei Iced Thai Tea und zwei Watermelon-Shakes. Ein letztes Mal „Fried Rice with Chicken without Vegetable“, an unsere Bestellung mit dem „Extrawunsch“ konnten sie sich noch sehr gut erinnern. Alles natürlich wieder zum Mitnehmen, denn gleich würden wir ein zweites Mal in den Nachtzug einsteigen. Dieses Mal soll er uns nach Surat Thani bringen.

18:15 Uhr am Bahnhof, Gleis 10. Gleicher Nebel, gleicher Geruch, gleiche Stimmung bei wie unserer ersten Reise mit dem Nachtzug. Ebenfalls ein alter, lila Zug. Auch dieser verschluckte uns samt Gepäck. Was uns im Zug erwartete, ließ uns dieses Mal kurz den Atem stocken… Jetzt fiel es uns wieder ein. Eigentlich hatten wir einen ganz anderen Zug gebucht. Der war aber bereits ausgebucht und so hatten uns die Jungs und Mädels von 12Go diesen vorgeschlagen. Augenscheinlich einziger Unterschied: Statt Klimaanlage, wie auf dem Weg nach Chiang Mai, gab es jetzt nur Ventilatoren. Naja, denkt man sich da – egal. Wird schon… . Jetzt wurde es uns aber klar. Wahrscheinlich war zu der Zeit, in der der Zug gebaut worden war, die Klimaanlage noch gar nicht erfunden. Wir standen in einem uralten, irgendwie schon historisch wirkenden Zugabteil. Auf den ersten Blick war gar nicht zu erkennen, dass man in diesem Ding auch schlafen kann. Links und rechts befanden sich lediglich Sitze. An der Decke viele, ebenfalls uralte Ventilatoren, die die heiße, stickige Luft im Zug verteilten. Es war genau so brutal heiß hier drin, wie es den ganzen Tag draußen schon war. Es stieg noch eine Familie aus Frankreich ein, die ebenfalls kurz um Fassung und gleich danach um Luft rangen. Es brauchte aber nicht lange und man hatte sich an diese „Umstände“ gewöhnt. Die Kinder aßen hungrig ihren Reis und spielten dann mit dem netten Mädchen aus Frankreich. Dann kam der fleißige Mann mit dem Mundschutz, der die Sitzplätze in Schlafplätze verwandelte und die „Betten“ machte. Das wiederrum war ein Vorteil: Im anderen Zug haben wir selbst mit den Bettlaken und Bezügen gekämpft. Ruckizucki hatte er die Schlafplätze vorbereitet. Beim Ausklappen der Sitze musste er hier und da mit roher Gewalt nachhelfen, da sich die museumsreifen Sitze nicht mehr ganz so leichtläufig umlegen ließen. Plötzlich war das ganze Abteil bereit für die Nacht. Einige Plätze blieben noch leer, hier stiegen erst im Laufe der Fahrt noch Gäste ein. So ein nettes, privates Viererabteil, wie wir es kannten, gab es hier auch nicht. Wir lagen im Wagen Nummer 12, auf unseren Schlafplätzen 20 bis 24, mittendrin. Die wenig dekorativen, grünen Vorhänge sollten etwas Privatsphäre geben, wir wollten sie aber nicht schließen, da wir Sorge hatten dahinter zu ersticken. Wir hatten alle Fenster aufgerissen und die lauwarme Luft, die durch den ganzen Zug strömte, tat so unendlich gut. So lagen alle Menschen in diesem Abteil in ihren Kojen und keiner zog die Vorhänge zu. Unsere kleine Maus schlief ungeahnt schnell ein. Sie kuschelte sich auf ihr Nachtlager im oberen Stock, Äffchen und Einhörnchen fest umschlungen und schlief direkt ein. Unser Großer kuschelte sich zu mir, wir schauten noch etwas aus dem Fenster und wunderten uns über diese ganzen Gerüche, die durchs Fenstern kamen. Auch er schlief dann zügig ein. Das lief jetzt ganz anders als erwartet. Wir hatten eher damit gerechnet, dass die Kinder aufgrund der Hitze, der Luft, der Unruhe im ganzen Abteil, die Nacht durchrocken werden. Aber wie das so ist mit Kindern: Es läuft immer anders als man es denkt. Wir zwei Großen konnten nun auch versuchen zu schlafen und ich muss sagen, auch mir fiel es dieses Mal leichter einzuschlafen. Ich kann nicht sagen, dass ich total entspannt und erholt in Surat Thani ankam, aber zumindest hatte ich ein paar Mal die Augen zugemacht und war zwischendurch auch fest eingeschlafen.

Ankunft am Bahnhof in Surat Thani um 6:35 Uhr. Wir hatten also noch ausgiebig Zeit für ein Frühstück in einer der Garküchen. Es gab Rührei mit Toast. Hier trafen wir dann viele weitere Backpacker, die fast alle auf dem Weg zur Full Moon Party nach Koh Phangan waren.

Die Geschichte um die Entstehung der weltberühmten Full Moon Party am Haad Rin Nok Strand wird auch heute noch gerne erzählt: Damals, Mitte der 80er, fanden sich einige Backpacker am Strand in Haad Rin zusammen, um im Schein des Vollmonds, der hier meistens besonders eindrucksvoll über dem Strand schwebt, zu feiern. Oft wird auch berichtet, dass die erste Full Moon Party eigentlich eine Geburtstagsfeier war. Die magische Atmosphäre am südlichsten Strand auf Koh Phangan sprach sich schnell herum und immer mehr Reisende pilgerten an Vollmond nach Hatrin. Der Süden der Insel war damals noch nicht über das Festland zu erreichen und selbst als die ersten Pfade nach Haad Rin geebnet wurden, war die „Straße“ lange Zeit nur etwas für Abenteuerlustige. Vermutlich hat die schwierige Erreichbarkeit das Full Moon Party Strandes dazu beigetragen, dass der Mythos wuchs und schließlich ein Massenphänomen daraus entstand.

Koh Phangan ist eine Nachbarinsel von Koh Samui und ebenfalls über das Drehkreuz Surat Thani zu erreichen.

Nach dem Frühstück steigen wir in den Reisebus, der uns zur Fähre bringen wird. Eine weitere Stunde sitzen und warten. An der Fähre angekommen, wartete eine lange Schlange auf uns. Viele Menschen wollten auf die Fähre nach Koh Samui, Koh Phangan und Koh Tao. Wieder mussten wir warten. Im Gegensatz zu Thailands Norden merken wir deutlich, dass wir im touristischen Teil Thailands angekommen sind. Die Fähre war randvoll – ich glaube in Deutschland wäre sie überfüllt gewesen. Aber wir sind ja nicht in Deutschland… Wenn man hier zu Viert auf dem Roller fahren darf, darf auch die Fähre etwas voller sein. Die „Sportsitze“ im Inneren der Fähre bereiteten mir etwas Sorge, „Wie schnell fährt denn dieses Ding“, dachte ich mir. Aber egal – zurück konnte ich eh nicht. Eine Dreiviertelstunde später wusste ich, die Sitze waren nur Show. Der Catamaran ist sicher schnell gefahren, aber nicht so schnell, wie die Sitze mir irrtümlicherweise signalisiert hatten. Man kann also nicht vom Stil der Sitze auf die Schnelligkeit der Fähre schließen *LACH*.

Nach der Ankunft im Hafen wartete ein weiterer Bus auf uns – ein letzter Shuttlebus, wir wollen nur noch ins Hotel. Nur eine halbe Stunde später sind wir da. Von der Lobby aus schaue ich auf einen großen Pool der optisch nahtlos ins Meer übergeht. Wir sind angekommen. Endlich. Zur Begrüßung gibt es einen frischen Granatapfelsaft. Unser Zimmer ist fertig. Nur schnell aus den Klamotten und rein in die Badesachen. Pool und hoteleigener Strand warten auf uns. Hier bewegen wir uns heute nicht mehr weg. Auf Koh Samui Entdeckungsreise gehen wir morgen, oder Übermorgen – ich werde berichten.

There is one comment

  1. Hallo, hier schon wieder ein Kommentar von mir 😉 Ich freue mich immer, wenn ich wieder etwas von eurer Reise höre und auch immer etwas dazu lerne. Toll !!!
    Die Sitze im Katamaran sehen aus wie in einer Achterbahn. Da wäre mir aber auch mulmig geworden. Wart ihr bei der Full Moon Party oder ist sie erst noch? Ich habe vor ein paar Wochen einen Bericht darüber gesehen. Toll, dass du immer so viele Fotos anhängst. Ich habe oft das Gefühl ich wäre dabei. Danke :*

Comments are closed.