Zwei Nächte und kein Bett

Zwei Nächte und kein Bett

Nun komme ich endlich mal wieder dazu unser Urlaubstagebuch weiter zu schreiben. Wie geplant ging es am Montag los. Die erste Zugfahrt mit der Deutschen Bahn war genauso wie wir es uns gedacht hatten – Verspätung – Verspätung – Verspätung. Man kann fast sagen, dass das der größte Risikofaktor bei dieser Reise sein sollte: Wir hatten zwischen Ankunft mit der Deutschen Bahn am Flughafen und Start unseres Langstreckenfliegers nur zwei Stunden und ein paar Minuten Zeit. Bei der ersten Verspätungsdurchsage war uns klar, dass wir die Anschlusszüge nicht bekommen werden und so war es auch. Ein paar Schweißausbrüche und Notfallpläne später hat aber alles dennoch geklappt und wir konnten am Flughafen ohne Wartezeit ins Flugzeug steigen. Das fühlte sich irgendwie erlösend an. Nicht nur, dass wir es zeitlich geschafft hatten, sondern auch, dass wir nicht noch mal warten mussten. Auf der viereinhalbstündigen Zugfahrt haben wir bestimmt eine Million Mal gehört „mir ist laaaaaagweilig“ oder „wann sind wir endlich am Flughaaaaafeeeeen“ oder „wie lange dauert es nooooooch“. Jetzt starteten wir durch. Herrlich.

Kaum hatten wir uns angeschnallt, tauchte unser Sohn tief ins Entertainmentprogramm ein. Ich glaube er kann sich, während er gemeinsam mit seinem Papa, „Das Erwachen der Macht“ schaute, nicht mal mehr daran erinnern, dass er zwischendurch unterschiedliche Mahlzeiten zu sich genommen hatte.

Ortszeit 0:15 Uhr landeten wir planmäßig in Doha. Auch hier ging es nahtlos weiter und wir konnten ohne Wartezeit in den A380 einsteigen. Hier beginnt unsere erste Nacht ohne Bett, denn diese verbrachten wir im Flugzeug. Fast sieben Stunden später landeten wir sicher und einigermaßen ausgeschlafen in Bangkok. Juchuuu! Angekommen.

Nun hatten wir ein paar Stunden Aufenthalt, denn abends um 19:35 Uhr ging unser Nachtzug nach Chiang Mai. Das sollte dann unsere zweite Nacht ohne Bett werden.

Diese paar Stunden genossen wir ausgiebig – herrlich wieder hier zu sein. Und dieses Mal waren wir in einem ganz anderen Teil der Stadt, den wir bisher nicht kannten. Hier rundum den Bahnhof trafen sich alle Packpacker aus der ganzen Welt. Einzelne Personen, Päärchen, Mädelsgruppen, Männerfreundschaften und auch Familien wie wir – alle mit den großen Trekkingrucksäcken auf dem Weg Thailand ganz individuell zu entdecken. Schnell kam man in Gespräch, alle teilen die Leidenschaft für dieses schöne Land und die Menschen und das Gefühl sich mit dem Rucksack irgendwie freier zu fühlen. Alle reisten wie wir in der Regenzeit, die in Thailand im Juni beginnt und bis September/Oktober anhält. Regenzeit bedeutet, dass es ein oder zwei Mal am Tag regnen kann. Also richtig, heftig regnen kann, es schüttet dann so viel Wasser vom Himmel, dass sich teilweise kleine Flüsse auf den Straßen bilden. Dabei ist es nach wie vor um die 35 Grad warm. So erlebten wir es auch. Im nächsten 7/11 Shop kauften wir uns überaus stylische Regenumhänge und genossen die Stadt im Regen. Jeder der schon mal warmen Sommerregen gefühlt hat, kann nachvollziehen wie wir uns gefühlt haben. Glücklich.

Unsere Bahntickets, die wir zuvor im Internet bestellt hatten, konnten wir absolut problemlos bei den Jungs und Mädels von 12Go abholen. Perfekt! So hatten wir es uns gewünscht.

Jetzt noch schnell „Fried Rice with Chicken without (!!!) Vegetable“ to go für die Kinder, Wasser und ein paar Chips (Obst gibt es sicher noch genug in diesem Urlaub) für die Zugfahrt einkaufen und schon war dieser wundervolle Tag Bangkok vorüber. 19 Uhr stehen wir auf dem Bahnsteig 3 und bewundern unsere „Unterkunft“ für die nächsten 12 Stunden.

Vor uns steht ein alter, irgendwie märchenhaft aussehender, lila Zug. Die ganze Bahnhofshalle ist verqualmt und stinkt nach Diesel. Es wirkt fast ein wenig unheimlich: Der Nebel, die Temperaturen, die vielen Menschen mit ihren Rucksäcken. Keiner spricht – alle suchen „ihren“ Zug. Dann verschwinden sie in den Zügen und begeben sich auf ihre Reisen. Auch wir steigen die kleine, steile Eisentreppe hinauf und der große lila Zug verschluckt uns mitsamt unseren Rucksäcken.  Im ersten Abteil des Wagons mit der Nr. 11 richten wir uns auf den Schlafplätzen 1 bis 4 unser Nachtlager ein. Die Kinder sind außer sich vor Freude, dass wir die Nacht im Zug verbringen werden. Bei uns „Großen“ hält das Gefühl der Freiheit an, es mischt sich nun aber ein bisschen mit der Frage, ob wir die nächsten 12 Stunden so unbeschadet überstehen werden, wie wir es uns vorgestellt hatten.

Morgens um 8:30 Uhr, bei der Ankunft in Chiang Mai, sind wir um diese Erkenntnis reicher: Es war definitiv ein Abenteuer und wir wollen es unbedingt noch mal erleben, aber JETZT, genau jetzt wollen wir unsere „große Freiheit“ auf jeden Fall erst einmal wieder in ein spießiges Hotelzimmer tauschen. Wir wollen unsere teilweise noch feuchten Klamotten trocknen, wir wollen duschen, wir wollen leckeren Kaffee, ja und wir wollen einen Pool. Genau das brauchen wir jetzt und lassen das Abenteuer mal kurz Abenteuer sein. Wir steigen dann später wieder ein.

Jetzt steigen wir erstmal ins nächste Taxi, dass uns in unser Hotel bringen wird. Während der Fahrt durch Chiang Mai hören wir der netten Thailänderin, die uns viele, viele tolle A B E N T E U E R-Trips anbieten möchte gar nicht richtig zu. Wir wollen eigentlich nur ankommen. Kaum biegt unser Taxi in die gepflegte Hoteleinfahrt hinein, springt auch schon ein freundlicher Mann auf unser Taxi zu und öffnet uns die nicht vorhandenen Taxitüren, nimmt uns das Gepäck ab und begleitet uns an die Rezeption. Die Assistentin des General Managers bittet uns an das Frühstücksbuffet, an dem wir so lange bleiben können, bis unser Zimmer fertig ist. Wir sind angekommen. Genau hier wollten wir nach zwei Nächten ohne Bett sein. Wunderbar!

There is 2 comments

  1. 😂😂😂 „…without (!!!) vegetable“ und “ laaaaanngweilig“ 😂😂😂kommt Mir bekannt vor. Das hört sich Ja richtig aufregend an was ihr bisher erlebt habt. Ich freue mich schon auf die Fortsetzung. Gute Reise weiterhin. ⛱⛱☀️☀️☀️

  2. Sehr aufregend… Der Bahnhof und der Zug erinnern mich irgendwie an Hogwarts. Auf ins unbekannte Abenteuer. 😉
    Mein Großer möchte alles ganz genau hören und fiebert mit euch mit 😉 Die Kleine fragt immer nach Fotos eurer Mini-L. . Hihi… „Und wo ist L…?“

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